Prednisolon - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Prednisolon ist ein synthetisches Glukokortikoid mit starken entzündungshemmenden und immunsuppressiven Eigenschaften, das hauptsächlich zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und allergischen Reaktionen eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Freisetzung entzündungsfördernder Substanzen im Körper reduziert und die Immunantwort moduliert.

Prednisolon: Wirkstoff-Monographien

Prednisolon 0,25 % Augensalbe (Anwendung am Auge)Prednisolon 1 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Prednisolon 5 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Prednisolon 10 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Prednisolon 20 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Prednisolon 2mg Tabletten (ZumEinnehmen)Prednisolon 4mg/g Creme (AnwendungaufderHaut)

Prednisolon: Übersicht

Wechselwirkungen

Kontraindikation

Schwangerschaft

Stillzeit

Verkehrstüchtigkeit

ATC Code

  • H02AB06 - Prednisolon

Prednisolon - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Prednisolon ist ein vielseitig einsetzbares Glukokortikoid, das für eine breite Palette von Indikationen zugelassen ist und in verschiedenen Darreichungsformen angeboten wird. Die zugelassenen Indikationen und entsprechenden Darreichungsformen umfassen:

  • Entzündliche Erkrankungen: Dazu gehören rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, und andere Kollagenosen.
  • Autoimmunerkrankungen: Wie multiple Sklerose in akuten Schüben oder Autoimmunhepatitis.
  • Allergische Reaktionen: Akute und chronische allergische Zustände wie schwere allergische Rhinitis oder Asthma bronchiale.
  • Dermatologische Erkrankungen: Beispielsweise schwere Formen von Ekzemen oder Psoriasis.
  • Gastrointestinale Erkrankungen: Wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa in akuten Phasen.
  • Hämatologische Erkrankungen: Einschließlich bestimmter Formen von Anämien oder Leukämien.
  • Respiratorische Erkrankungen: Akute Exazerbationen von COPD oder Pneumonitis.
  • Transplantationsmedizin: Zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen.

Anwendungsart

  • Oral: Tabletten oder Lösung für systemische Effekte bei einer Vielzahl von entzündlichen und autoimmunen Zuständen.
  • Intravenös/Intramuskulär: Injektionen oder Infusionen für akute Zustände oder wenn eine schnelle Wirkung erforderlich ist.
  • Topisch: Cremes, Salben oder Augentropfen für lokale Behandlungen von Haut- oder Augenerkrankungen.
  • Rektal: Zäpfchen oder Schaum für entzündliche Darmerkrankungen.

Einnahmezeitpunkt

Prednisolon und andere Glukokortikoide sollten idealerweise morgens eingenommen werden, vorzugsweise vor 9 Uhr. Dieser Zeitpunkt ist empfohlen, um den natürlichen zirkadianen Rhythmus der körpereigenen Cortisolproduktion am besten nachzuahmen. Der Körper produziert morgens die höchsten Cortisolmengen, ein Prozess, der als morgendlicher Cortisol-Gipfel bekannt ist. Die Einnahme von Prednisolon am Morgen kann dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen zu verringern und den Schlaf weniger zu beeinträchtigen, da die körpereigene Cortisolproduktion in den Abendstunden abnimmt. Diese Anpassung an den natürlichen Cortisolrhythmus des Körpers hilft, die Wirksamkeit der Behandlung zu optimieren und das Risiko von Nebenwirkungen wie Schlafstörungen zu minimieren.

Wirkmechanismus

Prednisolon ist ein synthetisches Glukokortikoid, das seine Wirkung durch verschiedene Mechanismen auf zellulärer und molekularer Ebene entfaltet. Es bindet an spezifische Glukokortikoid-Rezeptoren im Zytoplasma der Zellen, woraufhin der Rezeptor-Liganden-Komplex in den Zellkern transloziert wird. Dort interagiert dieser Komplex mit spezifischen DNA-Sequenzen, den sogenannten Glukokortikoid-Response-Elementen (GREs), um die Transkription bestimmter Gene zu modulieren.

Diese Genmodulation führt zur Synthese antiinflammatorischer Proteine und zur Hemmung proinflammatorischer Zytokine und Mediatoren wie Interleukin-1, Interleukin-2, Interferon-gamma und Tumornekrosefaktor-alpha. Prednisolon unterdrückt auch die Migration von Leukozyten zu Entzündungsherden und reduziert die Kapillarpermeabilität, wodurch Ödeme und die Exsudation von Flüssigkeiten verringert werden.

Zusätzlich inhibiert Prednisolon die Phospholipase A2, ein Schlüsselenzym im Metabolismus der Arachidonsäure, was die Produktion von entzündungsfördernden Eikosanoiden wie Prostaglandinen und Leukotrienen reduziert. Durch diese vielfältigen Wirkmechanismen wirkt Prednisolon effektiv entzündungshemmend, immunsuppressiv und antiallergisch.

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Pharmakokinetik

Je nach Darreichungsform wirkt Prednisolon unterschiedlich schnell. Während die Wirkung nach Injektionen bereits nach wenigen Minuten einsetzt, dauert es nach der Einnahme von Tabletten mit Prednisolon etwa eine bis zwei Stunden, bis die maximale Serumkonzentration erreicht ist. Hauptsächlich in der Leber wird der Wirkstoff metabolisiert. Seine Metabolite sind hormonell inaktiv und werden renal ausgeschieden. Die Halbwertszeit ist nach etwa drei Stunden erreicht, während die Wirkdauer bis zu 36 Stunden betragen kann.

Dosierung

Die empfohlene Dosierung hängt immer von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Für Erwachsene liegen sehr niedrige Dosen bei 1,5 mg pro Tag, hohe Dosen bei bis zu 100 mg täglich. Letztere können auf bis zu vier Einzeldosen verteilt werden.

Tabletten sollten nach Mahlzeiten unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen werden. Ratsam sind hohe Initialdosen, vor allem im Rahmen der Notfalltherapie. Nachdem die Anfangsdosis für einige Tage beibehalten wurde, kann sie ausschleichend auf eine niedrigere Erhaltungsdosis reduziert werden.

Bei chronischen Erkrankungen empfiehlt sich eine Langzeitbehandlung. Bei Kindern, die noch wachsen, ist eine alternierende oder intermittierende Therapie ratsam. Im Falle einer Überdosierung ist mit verstärkten Nebenwirkungen zu rechnen, ein Antidot ist nicht bekannt.

Als Dosisrichtlinien für intravenöse Gaben für Erwachsene gelten beispielsweise:

  • Anaphylaktischer Schock: 1.000 mg
  • Hirnödem: 250 bis 1.000 mg als Anfangsdosis
  • Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation: 1.000 mg an drei bis sieben Tagen hintereinander
  • Postmyokardinfarkt-Syndrom: 50 mg als Anfangsdosis, danach langsam reduzieren
  • Schwerer akuter Asthmaanfall: 100 bis 150 mg als Anfangsdosis, dann in Abständen von sechs Stunden langsam bis zur Erhaltungsdosis reduzieren
  • Lungenödem: 1.000 mg als Anfangsdosis, eventuell nach 6, 12 und 24 Stunden wiederholen. Anschließend für zwei Tage auf 150 mg und zwei weitere Tage auf 75 mg reduzieren
  • Pseudokrupp: 3 bis 5 mg/kg als Anfangsdosis, nach zwei bis drei Stunden ggf. wiederholen.

Die intravenöse Gabe von Prednisolon muss stets langsam erfolgen.

Nebenwirkungen

Bei kurzzeitiger Anwendung von Prednisolon ist die Gefahr des Auftretens unerwünschter Wirkungen gering. Möglich sind dennoch folgende Nebenwirkungen:

  • allgemeine Erkrankungen (z. B. anaphylaktische Reaktionen mit Kreislaufversagen, Herzstillstand oder Blutdruckveränderungen)
  • Erkrankungen des Blutes, des Lymphsystems und des Immunsystems (z. B. mäßige Leukozytose, Lymphopenie, Schwächung der Abwehr)
  • Erkrankungen des Nervensystems und der Psyche (z. B. Depressionen, Gereiztheit, Euphorie, Antriebs- und Appetit*teigerung, Psychosen, Schlafstörungen, Epilepsie)
  • Erkrankungen der Augen (z. B. Glaukom, Begünstigung von Entzündungen)
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (Ulzera, Blutungen, Pankreatitis)
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes (z. B. erhöhte Kapillarfragilität, Steroidakne, verzögerte Wundheilung, Rosazea-artige Dermatitis)
  • Erkrankungen von Skelettmuskulatur, Bindegewebe und Knochen (z. B. Muskelatrophie, Osteoporose)
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen (z. B. Ödembildung, erhöhte Kaliumausscheidung, Gewichtszunahme, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Lipomatosen)
  • Gefäßerkrankungen (Hypertonie, Vaskulitis)

Weitere Hinweise zu Nebenwirkungen

  • Kommt der Wirkstoff im Rahmen einer Hormonersatztherapie zum Einsatz, ist das Risiko von Nebenwirkungen gering, sofern die empfohlenen Dosierungen beachtet werden.
  • Wird Prednisolon langfristig angewendet, können weitere Nebenwirkungen auftreten, wie sie typischerweise von allen Glukokortikoiden bekannt sind.
  • Wird die Dosis nach lang andauernder Therapie zu rasch verringert, kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommen.

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von Prednisolon sind zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt. Zu den wichtigsten Wechselwirkungen gehören:

  • Herzglykoside: Durch Kaliummangel kann die Wirkung von Herzglykosiden verstärkt werden.
  • Saluretika/Laxanzien: Sie können die Kaliumausscheidung erhöhen, was zu einem Kaliummangel führen kann.
  • Antidiabetika: Die blutzuckersenkende Wirkung dieser Medikamente kann durch Prednisolon vermindert werden.
  • Cumarin-Derivate (orale Antikoagulanzien): Die Wirkung kann abgeschwächt oder verstärkt werden, was eine Dosisanpassung erforderlich machen kann.
  • NSAR, Salicylate und Indometacin: Das Risiko für Magen-Darm-Ulzera und -Blutungen wird erhöht.
  • Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien: Die Muskelrelaxation kann verlängert werden.
  • Atropin und andere Anticholinergika: Können zu zusätzlichen Augeninnendrucksteigerungen führen.
  • Praziquantel: Die Konzentration im Blut kann durch Kortikosteroide gesenkt werden.
  • Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin: Erhöhtes Risiko für Myopathien und Kardiomyopathien.
  • Somatropin: Die Wirkung kann durch Prednisolon vermindert werden.
  • Protirelin: Der TSH-Anstieg kann reduziert sein.
  • Östrogene (z.B. Ovulationshemmer): Die Halbwertszeit von Glukokortikoiden kann verlängert und deren Wirkung verstärkt werden.
  • Antazida: Die Resorption von Prednisolon kann bei gleichzeitiger Einnahme vermindert sein; ein zeitlicher Abstand von 2 Stunden wird empfohlen.
  • CYP3A-Inhibitoren: Können das Risiko systemischer Nebenwirkungen erhöhen; eine Überwachung auf Kortikosteroid-Nebenwirkungen ist angezeigt.
  • CYP3A4 aktivierende Substanzen: Können die Kortikoidwirkung abschwächen.
  • Ephedrin: Kann durch beschleunigten Metabolismus die Wirksamkeit von Glukokortikoiden herabsetzen.
  • CYP3A4 hemmende Substanzen: Können die Kortikoidwirkung verstärken.
  • Immunsuppressive Substanzen: Erhöhen die Infektanfälligkeit und können latente Infektionen verschlimmern.
  • ACE-Hemmer: Erhöhtes Risiko für Blutbildveränderungen.
  • Fluorchinolone: Können das Risiko für Sehnenbeschwerden erhöhen.
  • Einfluss auf Untersuchungsmethoden: Hautreaktionen auf Allergietests können unterdrückt werden.

Kontraindikation

Medikamente mit Prednisolon dürfen nicht eingenommen werden, wenn gegenüber dem Wirkstoff oder Bestandteilen der Arzneimittel eine Überempfindlichkeit besteht.

Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft sollte Prednisolon nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zum Einsatz kommen. Gerade bei einer Langzeittherapie ist nicht auszuschließen, dass es beim Feten durch den Wirkstoff zu Wachstumsstörungen kommt. Im Tierexperiment kam es zur Ausbildung von Gaumenspalten.

Stillzeit

Da Prednisolon in die Muttermilch übergeht, ist eine strenge Indikationsstellung während der Stillzeit unerlässlich, auch wenn bisher nicht bekannt ist, dass der Säugling Schaden nimmt. Sollten höhere Dosen erforderlich sein, muss abgestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Da Prednisolon das Reaktionsvermögen nicht nachweislich beeinträchtigt, muss von einer Teilnahme am Straßenverkehr oder dem Bedienen von Maschinen während der Therapie nicht abgeraten werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:

360.44 g·mol-1

Mittlere Halbwertszeit:

ca. 3.0 H

Q0-Wert:

0.7

Kindstoff(e):

Prednisolon 21-hexanoat, Prednisolon dihydrogenphosphat dinatrium, Prednisolon acetat, Prednisolon pivalat, Prednisolon 21-hydrogensuccinat, Prednisolon 21-hydrogensuccinat, Natriumsalz, Prednisolon-1,5-Wasser

Autor:

Sina Horsthemke, Dr. Isabelle Viktoria Maucher

Stand:

16.02.2024

Quelle:

  1. „Taschenatlas Pharmakologie“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2014
  2. „Checkliste Arzneimittel A–Z“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2017
  3. Fachinformation ALUID PHARMA® Prednisolon AL 5/10/20/50 mg Tabletten
  4. Fachinformation mibe GmbH Arzneimittel Prednisolut®

Abbildung

Dr. Isabelle Viktoria Maucher; Adapted from “Arachidonic Acid Pathway in Inflammation”, by BioRender.com

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    Author: Nathanael Baumbach

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